China vs. Mexiko: Wo liegt die Zukunft US-amerikanischer Produktionsstätten?

China und Mexiko – beide Staaten sind wichtige Produktionsstätten für die US-amerikanische Industrie. Lange war Mexiko im Rennen gegen China jedoch kaum eine echte Konkurrenz. In den letzten zwei Jahren scheint sich das Blatt allerdings gewendet zu haben: Immer mehr US-amerikanische Unternehmen lagern Produktionsstätten von China nach Mexiko aus. Darunter sind vor allem Unternehmen aus der Elektroindustrie, der Luftfahrt sowie der Automobilbranche zu nennen –  zum Beispiel das in Los Angeles ansässige Unternehmen Motorcar Parts of America. Mehr als 30 Millionen Dollar hat der US-Konzern in den letzten zwei Jahren in eine Produktionsstätte in Tijuana investiert. Lichtmaschinen, Anlasser und Bremskraftverstärker, die das Unternehmen vorher in China hergestellt hat, sollen nun in Mexiko produziert werden.

Wie kommt es, dass China zunehmend an Attraktivität verliert?

China und USA im Handelskrieg

Schon seit über zwei Jahren liegen die USA und China im Handelskrieg. Seit September 2019 fallen auf nahezu alle Importgüter aus China bis zu 25% Strafzölle an. Einerseits ist die Maßnahme Teil des politischen Machtkampfes zwischen den beiden Ländern. Gleichzeitig soll sie die heimische Produktion innerhalb den USA vor billigeren Produkten aus China schützen. Und die Zölle zeigen ihre protektionistische Wirkung: Während vor dem Handelskrieg noch ca. 23% aller Importe in die USA aus China stammten, waren es Ende 2019 nur noch 18%.

Allerdings treffen die Maßnahmen auch US-Unternehmen, die selbst in China für den amerikanischen Markt produzieren. Die steigenden Importkosten machen es auch für sie immer schwerer, ihre Produkte in die USA zu vertreiben. Die Strafzölle gegen China sind somit ein zweischneidiges Schwert, das nicht nur China, sondern auch die USA trifft.

Corona sorgt für erschwerte Produktionsbedingungen

Neben dem Handelskrieg mit den USA hat der Ausbruch der Corona-Pandemie chinesische Lieferketten geschwächt und die Produktion in China zeitweise flächendeckend lahmgelegt. In der Konsequenz haben Chinas Exporte allein in den ersten drei Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 11,4% abgenommen.

Anhaltende Strafzölle und erschwerte Produktionsbedingungen durch die Pandemie: Für viele in China produzierende und in die USA exportierende Hersteller sind dies Gründe genug, sich nach einer Alternativen zu China umzuschauen. Immer öfter fällt ihr Blick dabei auf Mexiko.

Alternative zu China – Welche Vorteile bietet der Produktionsstandort Mexiko US-amerikanischen Herstellern?

Die Rahmenbedingungen

Ein entscheidender Vorteil, den Mexiko für in die USA exportierende Hersteller ganz allgemein bietet, ist die geografische Nähe zum Zielland. Während Importware aus China weite Wege zurücklegen muss, um in die USA zu gelangen, bietet Mexiko kurze Transportwege, die auch über Land abgewickelt werden können. Durch die Kosten- und Zeiteinsparungen, die dadurch möglich sind, ist Mexiko allein in logistischer Hinsicht deutlich attraktiver als China.

Insbesondere für US-amerikanische Unternehmen kommt auch noch ein sprachlich-kultureller Vorteil dazu: Durch die geografische Nachbarschaft sind die Kulturen der beiden Länder eng miteinander verflochten und die Sprachbarriere ist gering. Diese Faktoren begünstigen eine effiziente grenzüberschreitende Zusammenarbeit, da sie kommunikative und mentalitätsbedingte Missverständnisse reduziert.

Für die reibungslose und effiziente Kooperation spielt darüber hinaus auch der Zeit-Faktor eine Rolle: Während die Zeitverschiebung zwischen Peking und Washington 13 Stunden beträgt, liegt zwischen Washington und Mexiko-Stadt nur eine Stunde.

Auch allgemeine wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen und die Integration des Landes in den globalen Handel machen Mexiko als Produktionsstätte attraktiv. So ist Mexiko aktives Mitglied in der Welthandelsorganisation, der G-20 und der OECD. Darüber hinaus ist das Land Rekordhalter in punkto Freihandelsabkommen: Unternehmen, die in Mexiko tätig sind, profitieren von  insgesamt 12 Freihandelsabkommen mit 46 Ländern.

Schutz von geistigem Eigentum

Die Nachahmung von US-amerikanischen Produkten und Produktdesigns ist in China ein gängiges Problem. Was den Schutz geistigen Eigentums betrifft, verfügt Mexiko über deutlich strengere Gesetze. Dass es überhaupt zu Nachahmungen kommt ist dadurch weniger wahrscheinlich. Wenn der Fall dennoch eintreten sollte, sind die Rechtsmittel vorhanden, um dagegen vorzugehen.

Qualifikation der Arbeitskräfte

Im Hinblick auf qualifizierte Arbeitskräfte kann Mexiko nicht nur China schlagen, sondern ist auch international wettbewerbsfähig. In den letzten Jahrzehnten hat das Land vor allem  Ausbildungsprogramme in den Bereichen Ingenieurwesen, der Fertigungs- sowie Konstruktionstechnik gefördert. Mit Erfolg: seit 2009 hat sich die Anzahl an Architekten, Ingenieuren und anderen Fachkräften mit Universitätsabschluss mehr als verdoppelt.

Die Deal-Breaker mit China: Strafzölle und Corona – Wie sieht es in Mexiko aus?

Um Druck in der Migrationpolitik zu machen, haben die USA auch Mexiko Strafzöllen angedroht. Da allerdings eine Einigung im Grenzkonflikt erzielt werden konnte, sind die Sanktionen ausgeblieben.

Stattdessen ist Anfang Juli das US-Mexico-Canada-Abkommen (USMCA) in Kraft getreten. Entscheidende Zollfreiheiten zwischen den drei Staaten bleiben dadurch weiterhin erhalten.

Was die Pandemie betrifft, so haben sich mexikanische Lieferketten mit den USA auch in Zeichen der Krise als stabil und zuverlässig erwiesen.

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