USMCA – Durchbruch in den NAFTA Verhandlungen
Nach lang andauernden Verhandlungen haben die USA und Kanada endlich einen Durchbruch in puncto NAFTA erzielt. Die Delegationen erzielten am späten Nachmittag des 01. Oktobers in Washington nach vielen Stunden der Beratung schlussendlich eine Einigung im vorangegangenen Handelsstreit zwischen den USA und Kanada. Die Befürchtung, Kanada bliebe bei einer Neuverhandlung des NAFTA-Abkommens außen vor, blieb somit unbegründet.
Repräsentativ für die Erneuerung des Freihandelsabkommens steht die Bezeichnung „United States Mexiko Canada Agreement“ (kurz: USMCA), welche nicht länger an die alte Vereinbarung erinnern soll. Das Abkommen hat eine Mindestgültigkeit von 16 Jahren.
Zollfreiheit ist zwischen den drei Staaten nach wie vor garantiert, sofern das Produkt die entsprechenden Ursprungsvoraussetzungen erfüllt. Im Automobilsektor wird trotz allem, die protektionistische Politik, die Donald Trump verfolgt, deutlich. Der Regional Value Content (RVC) steigt künftig von 62.5% auf 75%. Ziel ist es, die regionale Fertigung zu unterstützen. Des Weiteren legt das neue Abkommen fest, dass alle Automobilproduzenten mindestens 70% ihrer Stahl- und Aluminiumkäufe aus den Hochlohnregionen erwerben müssen, in den der durchschnittliche Lohn bei KFZ-Branche bei 16 US Dollar die Stunde liegt.
Von dem neuen Dreier-Abkommen zwischen Mexiko, USA und Kanada erhofft sich Trump insbesondere die Reduzierung des Handelsbilanzdefizits im Automobilsektors.
Auch andere Branchen der US-Wirtschaft sollen ihr Handelsdefizit somit verringern. In der landwirtschaftlichen Branche sollen US-amerikanische Milchbauern bspw. künftig einen besseren Zugang zum kanadischen Markt erhalten, der die einheimischen Farmer bisher durch hohe Zölle abschirmte.
Wie geht es weiter? Es fehlt noch die Unterschrift des noch amtierenden Präsidenten Mexikos, welche noch vor Ende seiner Amtszeit bis zum 30.11.2018 erfolgen muss, damit USMCA in Kraft treten kann. Wann das Abkommen offiziell in Kraft tritt, ist jedoch noch unklar. Obgleich die Ratifizierung in Mexiko aus juristischen Gründen zeitnah stattfindet, wird der Prozess der Ratifizierung in den USA voraussichtlich bis zum 01.01.2020 dauern.
Folgen für deutsche Investoren
Das neue Abkommen bringt Schwierigkeiten insbesondere für deutsche Autobauer und vor allem für die Zulieferer mit sich.
Von den Regelungen sind europäische und asiatische Autobauer in Mexiko besonders betroffen, da viele Unternehmen in dieser Branche regelmäßig Teile auf ihren Heimatmärkten außerhalb Nordamerikas einkaufen. Laut Schätzungen der mexikanischen Regierung erfüllen rund ein Drittel der im Land gefertigten Pkw die neuen Anforderungen nicht. Darunter befinden sich die Volkswagen-Modelle Golf und New Beetle. Von deutscher Seite ist derzeit Volkswagen-Tochter Audi in Mexiko stark betroffen, in deren Hallen in San José Chiapa seit 2016 der Q5 für den US-amerikanischen Markt gefertigt wird. Auch BMW und Mercedes-Benz (zusammen mit Nissan) bauen derzeit Werke auf, die bis 2019 den vollen Betrieb aufnehmen sollen. Da der Standort Mexiko für deutsche Automobilproduzenten hauptsächlich aufgrund seiner zahlreichen Freihandelsabkommen und seiner geringen Produktions- und Lohnkosten als attraktiv resultiert, stellt sich nun die Frage, wie die Anforderungen von USMCA künftig erfüllt werden können.
Da der aktuelle Durchschnittslohn pro Stunde in der mexikanischen Automobilbranche bei 5 US Dollar und selbst der Spitzenlohn an den Bändern mit 10 US Dollar pro Stunde deutlich unter dem geforderten Lohn liegt, ist es unwahrscheinlich, dass diese zeitnah eine Anpassung erhalten.
Administrativer Aufwand steigt
Eine weitere Komplikation stellt der administrative Aufwand dar, den USMCA mit sich bringt. Die neuen Regeln führen, wenn sie angewendet werden, für Autobauer zu komplizierteren Ursprungsberechnungen. Deutlich mehr als die Hälfte aller Hersteller stellen den Ursprungsnachweis der produzierten PKWs pauschal für das gesamte Werk aus. Aufgrund der höheren Mindestwertschöpfung ist es möglich, dass die Berechnung künftig für jedes einzelne Modell erfolgt, um zu belegen, dass diverse Modelle die Vorgaben bereits erfüllen. Dies würde den Verwaltungsaufwand jedoch drastisch steigern.
Ob die USA jedoch künftig einen alternativen Standort für eine stärkere Lokalisierung in der Automobilbranche darstellen, ist aufgrund der unsicheren politischen Lage, welche neue Zollerlässe auf ausländische Importe durch Donald Trump vorsieht, fraglich.